Günstig von A nach B – “Projekt Terra” Teil 2

Versuchsobjekt: Seat Terra Baujahr 1995 [Fortsetzung] Ein Student oder irgendeine andere Person, die nicht viel Geld zur Verfügung hat, muss nicht zwangsläufig mit dem Fahrrad fahren. Mit dem “Projekt Terra” soll demonstriert werden, wie es gelingt mit einem günstigen Fahrzeug und möglichst wenig Aufwand mobil zu bleiben. Im ersten Teil wurde beschrieben, welche Kriterien der Wahl des Versuchsobjektes zugrunde lagen und wie das Rohgerüst, auf dem das Projekt schlieÃlich aufbaute, aussah. Stichworte: günstig und viel Raum. Ein Seat Terra mit der Erstzulassung 05/1995 sollte schlieÃlich die Grundlage des Projektes bilden. Nachdem die Gestaltung des Innenraumes bereits ausführlich erläutert wurde, widmen wir uns heute dem AuÃenausbau…

Dieses Auto durfte nie mit rein: Rost an allen Ecken und Enden

Bereits beim Kauf des Kastenwagens war klar, dass die Karosserie nicht nur Roststellen sondern -löcher aufweist – niemals eine Garage von innen gesehen zu haben hinterlässt eben seine Spuren. Dieser Umstand sollte uns jedoch keineswegs abschrecken. Im Gegenteil: Wer eine Rostmühle kauft, kann – ich glaube, dass ich es bereits erwähnte – einen guten Preis beim Gebrauchtwagenkauf erzielen. Vorausgesetzt man kann schweiÃen, kennt jemanden der es kann, oder jemanden der wiederum jemanden kennt, der des SchweiÃens mächtig ist. Der Seat Terra bietet übrigens, was die AuÃengestaltung angeht, eine solide Basis, da fast alles aus Blech besteht.

Wie verwarzt so eine alte Lastenkarre doch aussehen kann

Da irgendwo mit der Arbeit begonnen werden musste, entschlossen wir uns zunächst dazu, nachdem die Aufkleber des Vorbesitzers entfernt waren, alle Roststellen mit für uns ungewohnter Akribie abzuschleifen. Dieser Schritt kann ohne entsprechende Elektrowerkzeuge und nur mit Schmirgelpapier bewaffnet äuÃerst mühseelig sein. Da uns aber die geeigneten Mittel zur Verfügung standen, war dieser Arbeitsschritt nach kurzer Zeit erledigt. Es folgte das Festbraten von ungefähr 1,5 Quadratmetern neuem Blech. Da ein Auto, das mit blanken Stellen übersät ist, ganz schön doof aussieht, war von vornherein klar, dass ein neuer Anstrich her muss. So günstig wir auch fahren wollten, musste doch immer noch ein kleines bisschen fürs Auge übrig bleiben. Nicht, dass sich die Familienangehörigen Sorgen á la “Junge, ist das nicht lebensgefährlich?” machen. Der geneigte Leser mag nun denken, dass eine Lackierung den Wert des Fahrzeugs bei weitem übersteigt, doch dazu später mehr.

Mit Nitroverdünnung mussten Klebereste und Dreck entfernt werden

Selbstverständlich muss ein Fahrzeug, das eine neue Coloration erhalten soll, frei von jedem Schmutz sein. So wurde das Versuchsobjekt in Richtung Waschanlage und einmal durch das günstigste Pflegeprogramm gejagt. Man beachte: Hier entstanden nun das erste mal, nachdem der Kaufpreis von 350 Euro bezahlt wurde, Kosten (rund 5 Euro). Davon ausgehend, dass die erwähnten Werbeaufkleber des Vorbesitzers noch Klebereste hinterlassen hatten, die bei der Wagenwäsche nicht vollständig entfernt wurden, musste nun das gesamte Vehikel mit Nitroverdünnung (zwei Flaschen á 2 Euro) eingerieben werden. Da uns das Rostschutzmittel ausgegangen war und wir diese Investition scheuten, sollte vor der Neulackierung auf ein groÃflächiges Auftragen verzichtet werden, immerhin haben wir immer genug Blech, um eventuell neuauftretende Rostlöcher zu beseitigen. Wenn man es richtig anstellt, ist Lack nicht teuer. Da wir mit diesem Versuch zeigen wollen, wie man ein günstiges Auto herstellt wurde auf Pkw-Lacke wie “Dolphin Grey Perleffekt” oder “California Green Metallic” verzichtet. Günstige Lösungen bieten hier sogenannte Industrielacke. Die Farbtabelle, die nach den Normen des RAL-Instituts kodiert ist, enthällt eine Fülle verschiedener Farbtöne, die für gewöhnlich bei der Lackierung von Maschinenteilen zum Einsatz kommen.

Wie Schimmel blühte der Rost an allen Kanten
Zwar sollte das Projekt Terra nur auf einen möglichst niedrigen Preis beschränkt bleiben, doch haben auch wir unseren Stolz und so sollte bei der Wahl des Lacks im Rahmen der Möglichkeiten auf Rot- oder Grüntöne verzichtet werden. Gleich der erste Besuch beim örtlichen Restpostenmarkt war ein Treffer ins Schwarze oder vielmehr Graue: Für 4,99 Euro die Dose standen gleich mehrere Farben zur Auswahl. Die Wahl fiel letztlich auf RAL 7001-Silbergrau – zum Vergleich: Die Ãberwasser-Tarnfarbe der Bundesmarine hört auf die Bezeichnung RAL 7000-Fehgrau und ist eine Nuance dunkler. Von vier gekauften Farbdosen wurden nur zwei benötigt, so dass hier effektiv rund 10 Euro anfielen. Achtung: Matte Farbtöne kaschieren kleine Dellen besser als glänzende.

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Die Lackierung eines Automobils kann auf mehrere Arten geschehen. Die erste Möglichkeit besteht darin mit Pinsel und Rolle die Farbe wie auf eine Tapete aufzutragen. Das Resultat sieht dann meist so blöd aus, wie der Golf II, den mein ehemaliger Klassenkamerad damals meinte “schwarz-matt machen” zu müssen. Selbstverständlich kann man sein Fahrzeug auch in Graffiti-Marnier mit der Spraydose umspritzen, dies führt jedoch optisch selten zu besseren Ergebnissen wie das “bemalen” mit der Rolle. Da uns ein Kompressor und die dazugehörige Sprühpistole zur Verfügung standen wählten wir die elegantere Version. Hierbei gilt es zu beachten, dass sämtliche Stellen des Wagens, die nicht umgefärbt werden sollen, also z.B. die Scheiben und Scheinwerfer, abgeklebt werden müssen. Dafür benötigt man Papier, von dem wir behaupten konnten es im Ãberfluss zu haben, und Klebeband, welches im Restpostenmarkt für 1 Euro im Angebot war. Nachdem alles abgeklebt war, machten wir uns daran das Auto mit der neuen Farbe zu duschen. Die Bilanz bisher: rund 370,- Euro inkl. Auto. [Fortsetzung folgt…]

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(Fotos: Christian Kaiser)

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Comments

One response to “Günstig von A nach B – “Projekt Terra” Teil 2”

  1. Ollipopolli Avatar
    Ollipopolli

    Stark! Es geht weiter. Das versüÃt mir den Tag. Nur nicht aufhören mit dieser Serie, bitte!

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