Kaum ist der Preis für einen Liter Diesel um ein paar Cent in die Höhe geschnellt, wird ein neues alternatives Treibstoff-Gewinnungs-Verfahren entwickelt, mag der geneigte Leser an dieser Stelle denken. Zugegeben, was wir an dieser Stelle in den letzten Monaten an neuen Diesel-Herstellungs-Möglichkeiten präsentierten, ist haarsträubend und zwängt einem den Gedanken auf, dass es scheinbar kaum etwas gibt, aus dem sich der Selbstzünder-Kraftstoff nicht gewinnen lässt. Von Urwaldpilzen über Kaffeesatz und abgesaugtem Körperfett war alles dabei. Der neueste Dieselspender ist die Purgiernuss…
Der Industriekonzern Evonik setzt nun auf Dieselgewinnung aus der Pflanze. Die Chemiesparte des Unternehmens hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich aus der stark ölhaltigen Jatropha curcas, wie das Gewächs mit botanischem Namen heiÃt, Kraftstoff herstellen lässt, mit dem sich konventionelle Dieselaggregate antreiben lassen. Die Bezeichnung Purgiernuss deutet auf eine frühere Verwendung als Abführmittel (Purgativ) hin, der botanische Name zeugt ebenfalls von einer früheren medizinischen Verwendung (Kurmittel). Die Purgiernuss ist nicht essbar, da die enthaltenen Gifte Brechreiz und Durchfall hervorrufen können. Das weltweite Anbaugebiet des Gewächses umfasst Schätzungen nach zwei bis drei Millionen Hektar. Dank der Robustheit, der Genügsamkeit und der hohen Krankheitsresistenz der Pflanze kann diese auch in sehr dürren Gegenden gedeihen. Der Flugzeughersteller Boeing hat in Zusammenarbeit mit Air New Zealand ein Forschungsprojekt durchgeführt, bei dem ein Flugzeugtreibstoff entwickelt wurde, der je zur Hälfte aus Purginuss-Ãl und Kerosin besteht. Erste Testflüge wurden bereits absolviert. Auch die Bayer AG tüftelt seit einiger Zeit in einem Joint Venture mit dem amerikanischen Agrarkonzern Archer Daniels Midland Co. und der Daimler AG an einer Nutzung der Jatropha curcas als Einsatzstoff zur industriellen Biodieselherstellung. (Fotos: Christian Kaiser/Aral)
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