Vom 25.11. bis zum vergangenen Montag machten mächtig aufgerüstete Klassiker bis Baujahr 1974 die afrikanische Wüste und den Busch unsicher. Dabei ging es 5.000 Kilometer kreuz und vor allen Dingen quer durch Kenia und Tansania. Ãbelstes Geröll mit kindskopfgroÃen Killerbrocken, knietiefer feiner Sand und noch tiefere Flussdurchquerungen setzten sowohl Fahrern als auch Autos gehörig zu.
Auch deutsche Teams und Fahrer stellten sich der staubigen Herausforderung.
Der hier ansässige Rallye-Merchandise-Spezialist Rallywebshop.com sponsorte diverse Teams, die allerdings von Anfang an mit den Launen der Natur, der Technik und der menschlichen Psyche zu kämpfen hatten. So bestieg zum Beispiel der am vierten Tag bestplatzierte Deutsche Alex Hack kurzerhand ein Flugzeug Richtung Heimat, nachdem er sich mit seinem Co-Piloten ordentlich verkracht hatte. Auch der Geist bleibt unter solch extremen Bedingungen eben nicht unberührt. 
Darüber hinaus gab es wohl kein Team, das nicht mit den Tücken der höllischen Safari Rallye zu kämpfen hatte. Staub und Temperaturen von niemals unter 30 Grad fordern eben ihren Tribut, besonders wenn soviel Technik im Spiel ist. Das Spektrum der Ausfallursachen reichte von abgerissenen Rädern und Spurstangen über explodierende Ãberdruckbehälter der Stossdämpfer bis hin zu ausfallenden Tripmastern, ohne die bei der Safari gar nichts mehr geht und zudem höchste Gefahr herrscht.
Nicht zu wissen, wann und wo riesige Löcher und Felsen den Weg versperren ist nicht nur schlecht für den Zustand des Gefährts, sondern auch für die Gesundheit der Fahrer. Mit bloÃem Auge braucht man hier garnicht erst zu versuchen, die viel besagten Spuren im Sand zu finden. Am sechsten Tag dann, oder besser in der Nacht zuvor, wurde die Geschichte der Safari Rallye um ein weiteres Kuriosum bereichert. Heftige Regenfälle verwandelten die Strassen – wenn man sie so nennen will – in glibberige, schleimige und sauglatte Rutschpisten. Betroffen waren dabei aber weniger die Fahrer auf ihren WP’s, als vielmehr die groÃen Service-LKW der führenden Ford- und Porsche-Teams.
Noch vor Sonnenaufgang versenkte das Porsche-Team von Francis Tuthill seinen Laster im linken Strassengraben, wenige Minuten später taten es die Ford-Leute dem Konkurrenten dann gleich, wählten aber nach dem Prinzip des freien Willens den rechten Graben.
Für das Rallywebshop-Team lief an diesem Tage alles erstaunlich glatt, nur Imi Dewji im Datsun 240 Z genoss bei einer zu langsamen Wasserdurchfahrt ein zehnminütiges Fussbad, und spülte bei der Gelegenheit den Fussraum des Datsun gleich ordentlich durch. Einen Tag später erwischte es Altmeister und Sieganwärter Stig Blomqvist, der durch eine abgerissene Antriebswelle auf Rang acht zurückfiel. Während der Aufholjagd auf den zweiten Veteranen im Feld, Björn Waldegard, lieà Blomqvist nach einem Sprung erst die Antriebswelle und in Folge dessen dann auch den Escort im Sand liegen. Von Aufgeben aber keine Spur. Neue Welle rein, Gaspedal ins Bodenblech gefräst und mal eben die drittbeste Zeit in der nächsten WP ins Geröll gehauen. Und das, obwohl er auf seinem Ritt ganze acht Konkurrenten überholen musste.
Leider wurde die Safari in diesem Jahr von einem tragischen Todesfall überschattet. Tony Fall, der in den goldenen Siebzigern und Achtzigern Sportchef bei Opel war, erlag in der folgenden Nacht einem Herzleiden. Er holte 1982 Walter Röhrl zurück zu den Rüsselsheimern, dieser dankte es ihm prompt mit dem ersten und einzigen WM-Titel für Opel. Wieder einmal hat sich ein ganz groÃer des Rallyesports für immer verabschiedet.
Trotzdem wurde weiter Rallye gefahren. Zwischenzeitlich ging es dann nochmal für alle in den Treibsand, für einige auch wieder raus und am letzten Tag kamen alle Deutschen, die nicht schon nach dem ersten Tag ausgeschieden waren, auch ins Ziel.
Nicht immer mit eigener Motorkraft und allen Teilen am Fahrzeug, aber dafür gibt es ja tatkräftig unterstützende Zuschauer an der Zielrampe. Wer seine Kiste liebt, der schiebt. Und wer hier überhaupt die Zielflagge zu Gesicht bekommt, darf sich eindeutig “Sieger” nennen, egal mit welcher Platzierung.
Bei der nächsten East African Safari Rally im November 2009 werden die meisten wohl wieder antreten, darunter auch die Deutschen vom Team Rallywebshop, und sich der nicht umsont mit den Worten “The World’s Greatest Rally” untertitelten Veranstaltung stellen.



