Die Taktik des Superhirns Ross Brawn sollte in Monza einmal mehr sein Team zum Erfolg führen. Beide Fahrer gingen auf einer Ein-Stopp-Strategie ins Rennen und bewiesen, dass dies der Schlüssel zum Triumph im königlichen Park ist. Rubens Barrichello sicherte sich nun bereits seinen dritten Monza-Sieg nach 2002 und 2004 im Ferrari. Teamkollge Jenson Button machte den Doppelsieg für Brawn GP mit seinem zweiten Platz perfekt und katapultiert damit seine Mannschaft auf der Konstrukteurstabelle in schier unerreichbare Sphären und sich selbst in eine hervorragende Ausgangsposition, um den Fahrertitel für sich zu entscheiden.
Dritter wurde Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen, der den Tifosi damit zumindest einen kleinen Grund zur Freude servierte. Der Podiumsplatz war allerdings reine Glückssache, vererbte doch McLaren-Mann Lewis Hamilton dem “Iceman” seine Position, als er in der letzten Kurve die sicheren Punkte mit einem Unfall abhaken musste. Bis zum Schluss war der Brite am Heck des Button-Boliden dran und roch noch eine Chance auf Platz Zwei – dann kam die Strafe für den Ãbermut in Form eines Abflugs.
Adrian Sutil, der gestern im Qualifying einen sensationellen zweiten Startplatz herausfuhr, konnte seine Sensation nicht perfekt machen: Gegen die Strategie der Brawns sah das gesamte Feld alt aus, an Kimi Räikkönen konnte Sutil zwar dranbleiben, doch gegen die zusätzliche KERS-Power konnte der Force-India-Lenker nichts ausrichten. Eine Situation in der Boxengasse hätte fast die Wende gebracht. Beide Piloten fuhren zum Service, bei Räikkönen ging etwas schief, doch auch bei Sutil lief es nicht rund. Dennoch soll nicht genörgelt werden: Sutil feiert die bislang beste Platzierung und die ersten WM-Punkte seiner Formel-1-Karriere.
Den fünften Platz fuhr Fernando Alonso unspektakulär nach Hause. Sechster wurde Heikki Kovalainen der über weite Strecken eine sehr blasse Leistung zeigte und damit vermutlich seinen Arbeitsplatz bei McLaren für die nächste Saison endgültig verspielt haben dürfte. Nick Heidfeld, dessen BMW-Sauber-Team sich nächste Saison aus der Formel 1 zurückzieht, empfahl sich mit Platz Sieben für dessen Cockpit.
Dahinter gabelte Sebastian Vettel mit Rang Acht einen Punkt auf. Der Traum das Wunder von Monza 2008 wiederholen zu können war geplatzt, der WM-Titel ist nun auch nur noch theoretisch erreichbar. Realistisch gesehen verabschiedet sich der Heppenheimer aus dem Titelkampf. Insgesamt enttäuschte Red Bull an diesem Motorsport-Wochenende auf ganzer Linie. Der zweite Cockpitinhaber bei den “Bullen”, Marc Webber beendete das Rennen mithilfe Robert Kubicas bereits in der ersten Runde – Abschuss. Auch der Australier kann nur noch theoretisch Weltmeister werden. Teamchef Dietrich Mateschitz sieht für seine Truppe keine WM-Chance mehr und ätzt in Richtung des Motorenpartners Renault, dass eben auch die Unzuverlässigkeit und Leistungsschwäche der Motoren dazu führte, dass man in den letzten Rennen auf dem Zahnfleisch kriechend versuchen muss ein Wunder herbeizuführen, während Brawn GP mit einem starken Mercedes-Triebwerk im Heck nun aller Wahrscheinlichkeit nach den Titelkampf nur noch intern zu führen braucht.
Rückkehrer Vitantonio Liuzzi lieferte für sein neues Team Force India eine starke Leistung ab. Der Lokalmatador, der seinem Teamkollegen Adrian Sutil in nichts nachstand, hätte in Italien zum Local Hero werden können, wenn nicht das Getriebe seinen Dienst quittiert hätte. Für Liuzzi wären locker 3 Punkte drin gewesen. Giancarlo Fisichella, der sein Cockpit für den 28-Jährigen räumte, um bei Ferrari die Ersatzposition für den verletzten Felipe Massa zu bekleiden, wurde immerhin Neunter. Verglichen mit Luca Badoer, der die letzten Beiden Grand Prix für die Scuderia bestritt und kläglich abgeschlagen am Ende des Feldes versuchte das Auto nicht kaputt zu fahren, konnte sich der Römer in kurzer Zeit ordentlich an sein neues Arbeitsgerät gewöhnen. Zwar konnte “Fisicho” nicht an den zweiten Platz in Belgien anknüpfen, doch dies sei ihm angesichts des Teamwechsels zugestanden.
Von Toyota war in Monza nichts zu sehen. Während Jarno Trulli und Timo Glock am Anfang der Saison noch vorn mitfuhren, waren die Beiden nun fast ausschlieÃlich mit sich selbst beschäftigt. Der teaminterne Fight gipfelte in einem Ãberholmanöver Glocks, bei dem Jarno Trulli im Kies landete. Um Punkte ging es dabei jedoch nicht.
Nico Rosberg hatte heute groÃes Pech und musste bereits in Runde Vier zum Reparaturservice. Für den Wiesbadener ist der letzte gewertete Platz ein unglücklicher Bewerbungsversuch für ein Cockpit bei McLaren.
Das Rennergebnis in der Ãbersicht:
1. R. Barrichello (Brawn GP) 1:16:21.706
2. J. Button (Brawn GP) +0:02.866
3. K. Räikkönen (Ferrari) +0:30.664
4. A. Sutil (Force India) +0:31.131
5. F. Alonso (Renault) +0:59.182
6. H. Kovalainen (McLaren) +1:00.639
7. N. Heidfeld (BMW Sauber) +1:22.412
8. S. Vettel (Red Bull) +1:25.407
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9. G. Fisischella (Ferrari) +1:26.856
10. K. Nakajima (Williams) +2:42.163
11. T. Glock (Toyota) +2:43.935
12. L. Hamilton (McLaren) +1 Rnd.
13. S. Buemi (Toro Rosso) +1 Rnd.
14. J. Trulli (Toyota) +1 Rnd.
15. R. Grosjean (Renault) +1 Rnd.
16. N. Rosberg (Williams) +2 Rnd.
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– V. Liuzzi (Force India) – Getriebeschaden
– J. Alguersuari (Toro Rosso) – Getriebeschaden
– R. Kubica (BMW Sauber) – Ãlverlust
– M. Webber (Red Bull) – Kollision
Der Fahrer-WM-Stand:
1. J. Button 80*
2. R. Barrichello 66*
3. S. Vettel 54*
4. M. Webber 51,5*
5. K. Räikkönen 40
6. N. Rosberg 30,5
7. L. Hamilton 27
8. J. Trulli 22,5
9. F. Massa 22
10. H. Kovalainen 20
11. F. Alonso 20
12. T. Glock 16
13. N. Heidfeld 12
14. G. Fisichella 8
15. R. Kubica 8
16. A. Sutil 5
17. S. Buemi 3
18. S. Bourdais 2
19. K. Nakajima 0
20. N. Piquet jr. 0
21. L. Badoer 0
22. R. Grosjean 0
23. J. Alguersuari 0
24. V. Liuzzi 0
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* Fahrer kann rechnerisch noch Weltmeister werden
Die Konstrukteurs-WM-Wertung:
1. Brawn GP 146*
2. Red Bull 105,5*
3. Ferrari 62
4. McLaren 47
5. Toyota 38,5
6. Williams 30,5
7. BMW Sauber 20
8. Renault 20
9. Force India 13
10. Toro Rosso 5
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* Team kann rechnerisch noch Weltmeister werden
(Foto: leblogauto.com)