Man stelle sich eine Stadt vor, in der es weder Verkehrszeichen, noch Ampeln gibt. Eine Stadt, die bis an die Outbacks mit automobilen Raritäten gefüllt ist und in der der Mercedes W123 und der B-Kadett häufiger anzutreffen sind als der Golf V. Was nach dem Autofahrer- und Oldie-Liebhaber-Paradies klingt, ist in der Regel jedoch nur mit Gottvertrauen zu überstehen. Lagos hat derzeit 11 Millionen Einwohner. Oder 18 Millionen. Die Ergebnisse der letzten Volkszählung liegen soweit auseinander, wie die Schweiz Einwohner hat…
Die nigerianische Hafenstadt bietet dem Betrachter im Hinblick auf den StraÃenverkehr ein äuÃert skurriles Bild: Völlig überbevölkerte StraÃen mit Fahrzeugen, die in Deutschland mangels Verkehrssicherheit, bereits vor 20 Jahren vom Tüv ausgemustert wurden. Dazwischen Markthändler, die versuchen alles an den Mann zu zubringen, was man sich vorstellen kann: Sonnenbrillen, Erdnüsse, Autoersatzteile. Die Kunden, Bankiers, Industrielle und GroÃgrundbesitzer, sitzen in ihren klimatisierten Limousinen. Verkehrsregelung gibt es in Lagos nicht. Im Gegenteil: Der Polizist wird zum Piraten. Im Stau stehen zwei gelbe Busse. Ãffentliche Verkehrsmittel, gerammelt voll mit Marktfrauen und ihren Waren. Davor baut sich irgendeine Spezialeinheit der Polizei auf, bewaffnet mit Gewehren und in schwarze T-Shirts gewandet. Die Passagiere werden zum Verlassen der Busse aufgefordert und aus diesen herausgezerrt. Es dauert knapp eine Minute, bis die öffentliche Hand die Fahrzeuge gekapert hat und sich damit zu irgendeinem Spezialeinsatz zwängt. Da eine solche Szene in Lagos zur Normalität gehört, stören sich die umstehenden Betrachter nicht daran. Die Polizei hat kaum eigene Fahrzeuge, also werden sich diese im Falle eines Einsatzes kurzerhand beschafft. (Foto: motoraver magazin)